Körperliche Bewegung als Ausdrucksmittel
Der Workshop widmet sich der Bewegung des Schauspielerkörpers. Bewegung kann den szenischen Text unterstreichen und der Darstellung eine eigene ästhetische Ebene verleihen. Sie kann den gesprochenen Text bestärken, neuinterpretieren, widerlegen oder gar ablösen. Die Inszenierung selbst hat so die Möglichkeit aus dem Vokabular des reinen Sprechtheaters auszubrechen und sich weiterer ästhetischer Mittel zu bedienen. Es erweitern und nuancieren sich nicht nur die Ausdrucksmöglichkeiten der Regieführenden und Schauspieler*innen, sondern auch die Zuschauenden sehen und hören mit einer erweiterten assoziativen und emotionalen Wahrnehmung.
Der Workshop besteht im Wesentlichen aus drei Bereichen: dem praktischen Bewegungstraining und dem Kennenlernen des eigenen Körpers in Bewegung, den theoretisch-praktischen Grundlagen zur Analyse und zum Beschreiben von Bewegung und ihren Qualitäten und die Arbeit an einer Rolle oder Szene unter Berücksichtigung des Erlernten.
Bewegungseinheiten:
Improvisation in der Gruppe zum Erfahren des eigenen Körpers in Bewegung. Themen hierbei sind anatomische Gegebenheiten und Vorstellungsbilder. Grundlagen des Zeitgenössischen Tanzes zur besseren Kontrolle, Haltung und Bewusstsein des Körpers. Fokus liegt auf der eigenen Atmung, der Nutzung von Entspannung (Release) und dem Einsatz des körpereigenen Gewichts. Alle Elemente dienen der Erleichterung und Harmonisierung und dem selbstbewussten Ausführen von körperlicher Bewegung. Mittels Solo-, Partner- und Gruppenarbeit werden die eigenen Gewohnheiten und präferierten Bewegungsqualitäten erforscht. Im Anschluss werden weniger bevorzugte Qualitäten analysiert und probiert.
Theoretisch-praktische Grundlagen:
Erläuterung und Übungen zu den Laban-Bewegungsstudien (Laban-Movement-Analysis /LMA).Körper – der sich bewegende Mensch. Körperteile, Haltung und Aktion.
Raum – der Weg der Bewegung. Allgemeiner Raum und Kinesphäre.
Antrieb – die Dynamik der Bewegung. Zeit: plötzlich-verlangsamend, Gewicht: leichtkraftvoll, Raum: indirekt-direkt, Fluss: frei-gebunden.
Form – die Plastizität von Bewegung. Stille und bewegte Form.
Beziehung – sich aufeinander in Bewegung beziehen. Veränderung des Abstandes, der Dauer, der Art der Beziehung, der Körperfront zu einem anderen Körper.
Phrasierung – der zeitliche Ablauf der Bewegung. Kurze Phrasen und mehrere Phrasierungen.Erfahrbare Bewegungsmuster nach den Bartenieff Fundamentals. Die fünf Ganzkörperorganisationsmuster, die jeder Mensch in seiner Säuglings- und frühkindlichen Entwicklung durchläuft, werden geübt. Hierzu zählen das Zentrum-distalmuster, das Spinalmuster, das Homologmuster, das Homolaterlamuster, das Kontralateralmuster. Im Erwachsenenalter ist es den meisten Menschen möglich, die Entwicklungsmotorik je nach Bedarf und Kontext zu verändern, trotzdem haben sich im Laufe des Lebens durch Umstände und Training gewissen Vorlieben entwickelt.
Rollenarbeit:
Die Studierenden sollten jeweils mit 2-3 bereits eingeübten Rollen erscheinen. Hiervon sollte mindestens eine Rolle ein Monolog sein und eine Teil einer Gruppenszene mit anderen Beteiligten.
Pro Teilnehmer*in wird eine Rolle in der Gruppe besprochen und gemeinsam Überlegungen zur Bewegungsthematik der Rolle angestellt. Die Laban/Bartenieff Bewegungsstudien dienen hier als Grundlage und als Terminologie, darüber hinaus können aber natürlich weitere Ideen und Bewegungserfahrungen in die Erarbeitung einer Rolle oder Szene einfließen. Im Anschluss wird in Partnerarbeit eine Bewegungssequenz mit den entsprechenden Qualitäten erarbeitet. Von der ganzkörperlichen Bewegung kann innerhalb der Rolle zu kleineren und unauffälligeren Bewegungen übergegangen werden.
Im nächsten Schritt wird eine weitere Rolle oder Szene in Zweier- oder Gruppenarbeit bearbeitet.