Otto  Falcken-
berg 
Schule 

Profil

Fachakademie für Darstellende Kunst

Die Otto Falckenberg Schule ist eine Fachakademie für Darstellende Kunst der Landeshauptstadt München mit den Fachrichtungen Schauspiel und Regie. Künstlerisch und administrativ ist die Schule eng mit den Münchner Kammerspielen verbunden. Sie befindet sich im gleichen Gebäudekomplex. Der Austausch zwischen Ausbildung und Theaterpraxis ist Konzept und bietet den Studierenden beste Bedingungen, sich auf die Anforderungen des Berufes vorzubereiten. Die Mitwirkung der Studierenden bei Produktionen der Kammerspiele wird dabei ebenso angestrebt wie die Erarbeitung schuleigener Projekte.

Sechzehn fest angestellte und weitere nebenberufliche Lehrende bilden in vier Studienjahren insgesamt rund 50 Studierende aus. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Studierenden ein Abschlusszeugnis, das die Befähigung bescheinigt, als Schauspieler*in bzw. Regisseur*in arbeiten zu können. In der Fachrichtung Schauspiel ist der Abschluss an der Otto Falckenberg Schule einem Hochschulabschluss gleichwertig.

Sofern die persönlichen Voraussetzungen vorliegen, besteht ein Anspruch auf eine Förderung nach dem BAföG.

Geschichte

Der Theatermacher und langjährige Künstlerische Leiter, bzw. Intendant der Münchner Kammerspiele (1917–1944) Otto Falckenberg stirbt im Dezember 1947. Auf einer Gedenkfeier in den kriegsbeschädigten Schulgebäuden erhält die Schule seinen Namen.

Als 1969 Hans-Reinhard Müller die Leitung der Otto Falckenberg Schule übernimmt, wird die Ausbildungszeit auf drei Jahre verlängert. In der Hildegardstraße 3, in direkter Nachbarschaft zu den Kammerspielen, findet die Schule eine neue Bleibe. Helmuth Matiasek übernimmt 1972 die Leitung und eröffnet im Folgejahr den Studiengang Regie. 1982 beschließt der Stadtrat, die Schule in eine Fachakademie umzuwandeln. Die Ausbildungszeit wird auf vier Jahre verlängert. Die Raumsituation stellt sich durch die nun höhere Zahl an Studierenden als zunehmend problematisch dar. Eine Generalinstandsetzung der Schule in der Hildegardstraße wird im März 2006 abgeschlossen, 2008 kann das neue Studiogebäude in der Stollbergstraße in Betrieb genommen werden.

Otto Falckenberg

Der Namensgeber der Schule, der 1873 geborene Otto Falckenberg, kommt 1914 als Regisseur an die Münchner Kammerspiele. Nach vielen erfolgreichen Inszenierungen übernimmt er das Theater 1917 als künstlerischer Leiter. Neben seiner Arbeit als Regisseur macht sich Falckenberg zudem einen Namen durch seine Ensemblepflege und die Gabe, Talente zu entdecken und zu fördern.

Die Debatte

Falckenbergs Rolle als Intendant der Münchner Kammerspiele in der Zeit des Nationalsozialismus ist umstritten. So bemühte er sich einerseits, die Anpassung an die politischen Forderungen des NS-Regimes gering zu halten, formulierte andererseits jedoch keinen inhaltlichen Widerstand zur NS-Ideologie und wurde durch das Regime sowohl mit der Professorenwürde als auch durch Aufnahme in die ‘Sonderliste der Gottbegnadeten’ ausgezeichnet.

Besonders Falckenbergs Haltung, das Theater als Insel zu betrachten, losgelöst von den politischen Zusammenhängen, führt auch innerhalb der Schulfamilie an der OFS immer wieder zu Diskussionen. Teile der Studierendenschaft und des Kollegiums setzen sich für eine stärkere Kontextualisierung von Falckenbergs Rolle in der NS-Zeit, bzw. für eine Umbenennung der Schule ein.

 

Hintergrundinformationen

Die Historikerin Friederike Euler veröffentlichte bereits 1979 in dem Sammelband ‘Bayern in der NS-Zeit‘ eine umfassende Analyse und Bewertung zu Otto Falckenberg und den Münchner Kammerspielen in der Zeit von 1933-1945. Hier einige Ausschnitte aus Eulers Resümee:

“Die Grenzen zwischen Widerstand und Anpassung waren fließend. Politisch organisierten Widerstand konnte das Theater eo ipso nicht leisten; es blieb aber ein Rest von Entscheidungsfreiheit, der es ermöglichte, zumindest in Teilbereichen den Forderungen der NS-Kulturpolitik auszuweichen. Wie wir gesehen haben, bewirkte die legitime Angst vor gewaltsamen Zugriffen Außenstehender auch an den Kammerspielen Konzessionsbereitschaft. Dies gilt besonders für den Umgang mit Repräsentanten des NS-Regimes, für sprachliche Anpassung bei der Öffentlichkeitsarbeit (Programmhefte, Presseerklärungen) und auch für die Annahme verschiedener ‘Ehrungen’. Die partielle Akzeptation des Gegebenen führte jedoch nicht zur völligen Unterwerfung. Weder wurde dieses Theater eine NS-Bühne – Parteigenossen gab es nur in verschwindend geringer Anzahl und am wenigsten beim künstlerischen Personal – noch versagte man gefährdeten Ensemblemitgliedern praktische Hilfe und menschliche Solidarität.” (Euler 1979, S.170f.)

“Wenn die Bühne auch manchem Zuflucht gewährt haben mag, der innerlich nicht auf seiten des NS-Regimes stand, so kennzeichnet dieses Selbstverständnis der am Theater Tätigen vor allem eine kontinuierliche Flucht aus der Realität. Der Glaube an die Aufrechterhaltung der ‘reinen Kunst’ gegen den Geist der Zeit beruhte auf einer Selbsttäuschung.” (Euler 1979, S. 169)

“Hieran wird noch einmal die extreme Fixiertheit Falckenbergs auf ‘sein Werk’ deutlich. Er war nach wie vor überzeugt, in seiner künstlerischen Arbeit die Politik und die konkreten geschichtlichen Ereignisse ignorieren zu können. Eine narzisstische Bindung an das Objekt ‘Theater’ teilte Falckenberg mit der Mehrzahl derjenigen Kollegen, die sowohl in ihrer Selbsteinschätzung als auch in der Realität keine Nationalsozialisten geworden waren. Sie alle warteten auf das Kriegsende, um da fortfahren zu können, wo sie aufgehört hatten – mit dem Spiel auf den Brettern, ‘die die Welt bedeuten’.” (Euler 1979, S. 169)